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Grenzen setzen, Nein sagen

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Zwischen Grenzen, Wachstum und Selbstfürsorge: Warum Nein-Sagen nicht immer die Antwort ist

In der Welt der Selbstoptimierung und Persönlichkeitsentwicklung gibt es einen Satz, den wir alle schon gehört haben:
„Du musst nur lernen, Nein zu sagen.“

Doch so einfach ist es nicht.

Denn hinter einem Nein steht oft viel mehr als eine klare Entscheidung – da ist innere Zerrissenheit, Pflichtgefühl, Loyalität, Unsicherheit oder Angst. Und genau hier wird es spannend. Nicht das Nein an sich ist das Ziel, sondern die Klarheit darüber, wo unsere Grenzen liegen – und wo unsere Wachstumschancen beginnen.
Grenzen schützen – aber dürfen sie auch herausfordern?

In Zeiten zunehmender psychischer Belastung wird häufig betont, wie wichtig es ist, persönliche Grenzen zu setzen. Und ja: Grenzen schützen uns vor Überlastung, sie strukturieren unser Leben, sie helfen uns, gesund zu bleiben. Doch wenn wir sie zu starr ziehen, kann es passieren, dass wir nicht nur Belastendes draußen halten – sondern auch die Chance auf Entwicklung.

Hier lohnt der Blick auf das Konzept von Fixed Mindset vs. Growth Mindset, geprägt von der Psychologin Carol Dweck:

• Menschen mit einem Fixed Mindset glauben, dass ihre Fähigkeiten weitgehend festgelegt sind. Sie meiden Herausforderungen aus Angst zu scheitern oder nicht zu genügen.
• Menschen mit einem Growth Mindset hingegen sehen Fehler als Lernchancen, gehen mutiger an neue Aufgaben heran – nicht weil sie alles können, sondern weil sie wissen: Ich kann es lernen.

  • Grenzen, die aus Angst gezogen werden, halten uns klein.
  • Grenzen, die aus Selbsterkenntnis und Reflexion entstehen, schaffen Raum für mutiges Wachstum.
    Selbstkenntnis als Schlüssel zu klugen Entscheidungen

Ein klares „Nein“ ist nur dann wirklich kraftvoll, wenn es auf einem stabilen inneren Fundament ruht. Das beginnt mit Fragen wie:

• Wer bin ich – jenseits von Rollen und Erwartungen?
• Was brauche ich, um kraftvoll und gesund zu bleiben?
• Wo endet meine Komfortzone – und wo beginnt meine Wachstumszone?

Grenzen dürfen sich verändern, genauso wie wir selbst uns weiterentwickeln. Reflexion ist hier der Schlüssel:

Welche Grenzen tun mir gut – und welche halten mich zurück?

Zwischen Selbstfürsorge und Selbstverwirklichung: Kein Entweder-oder

Vielleicht geht es also nicht darum, mehr Nein zu sagen. Sondern authentischer zu kommunizieren.

Ein Beispiel:

Kollegin: „Kannst du mir kurz helfen?“
Ich: „Ich würde wirklich gern, aber ich bin gerade so unter Druck mit der Präsentation für 14 Uhr.“
Kollegin: „Ach so, dann frag ich jemand anderen.“
Oder: „Wäre auch später möglich.“

Solche kleinen Gespräche zeigen: Es muss nicht hart gegen weich sein. Nicht Ich oder Du. Sondern ein echtes Miteinander – geprägt von Offenheit, Klarheit und gegenseitigem Verständnis.

Vorsicht vor der Selbstoptimierungsfalle

Selbstreflexion, Meditation, Dankbarkeitsjournale, Achtsamkeit – alles großartige Tools. Aber wenn sie zu einem „Ich muss jetzt auch noch achtsam sein!“ führen, ist das Ziel verfehlt.

Es geht nicht darum, perfekt zu werden. Sondern echt.
Wenn Sie morgens einfach nur versuchen, unfallfrei mit Kindern und zerbrochenen Bananen das Haus zu verlassen – auch das ist gelebte Präsenz.
Was wirklich zählt: Ihr „Warum“

Veränderung funktioniert nicht über Zwang, sondern über Sinn.
Nicht weil Sie müssen, sondern weil Sie wollen.

Motivationspsychologisch ist klar: Want-to-Motivation ist nachhaltiger als Have-to-Motivation.
Also: Streichen Sie das Wort muss – und finden Sie stattdessen Ihr persönliches Warum.

Fragen Sie sich:

• Was treibt mich an?
• Welche Vision habe ich für mein Leben?
• Welche Werte will ich verkörpern – im Beruf, in Beziehungen, in der Welt?

Einladung zur Reflexion

Sie müssen nicht allein darüber nachdenken. Tauschen Sie sich aus – mit Menschen, denen Sie vertrauen, mit Kolleg:innen, vielleicht sogar mit Vorgesetzten. Oder mit einer professionellen Begleitung.

Nutzen Sie Visualisierung, Journaling oder einfach ein leeres Blatt Papier. Halten Sie fest:

• Ihre persönlichen Stärken
• Ihre bereits gemeisterten Herausforderungen
• Ihre Ambitionen und Träume

Denn Klarheit entsteht oft nicht im Kopf – sondern im Prozess.

Fazit: Grenzen sind wichtig. Aber keine Mauer.

Setzen Sie Grenzen, die Sie schützen – und nicht eingrenzen.
Sagen Sie Nein – wenn Sie innerlich Ja dazu sagen können.
Und trauen Sie sich, auch mal über Ihre Komfortzone hinauszugehen. Dort liegt Entwicklung.

Vielleicht müssen wir nicht besser Nein sagen lernen –
sondern besser bei uns selbst ankommen.

  • Was hilft Ihnen dabei, Ihre Grenzen achtsam und flexibel zu gestalten?
  • Wo spüren Sie Wachstumsimpulse, denen Sie mehr Raum geben möchten?

Ich freue mich auf Ihre Gedanken – in den Kommentaren oder im persönlichen Gespräch.

Mit herzlichen Grüßen,

Monika Hesse-Haake

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